Heinz Lukkezen, der Uwe Seeler von Millingen

Der Fußball ist die beste Schule heißt es. In Rees-Millingen am Niederrhein wird dieses Motto besonders gelebt. Der SV Fortuna Millingen 1920 leitet nämlich seit 2003 – natürlich in Kooperation mit der Stadt Rees – die Offene Ganztagsschule (OGS) in Eigenregie. Für sein Projekt „Verlässliche Schule“ wurde der Breitensportverein schon mehrfach ausgezeichnet. Einer, der von Anfang an dabei war, ist Heinz Lukkezen – unsere „Kultfigur der Woche“.

„Uns Uwe“ wird der 67-Jährige zwar nicht in Millingen gerufen, schließlich heißt er ja einen anderen Vornamen, aber mit der Hamburger Ikone namens Seeler lässt sich Heinz Lukkezen durchaus gerne vergleichen. „Nicht sportlich auf dem Platz, sondern was die Vereinstreue angeht“, sagt er. Wie für Uwe Seeler „einmal HSV, immer HSV“ gilt, gibt es auch für Heinz Lukkezen nur einen Klub: Fortuna Millingen eben.

“Heinz ist einfach Mister Fortuna”

Als 13-Jähriger tritt er 1964 den Rot-Weißen bei, durchläuft alle Jugendmannschaften und spielt später natürlich auch in den Millinger Senioren. 1973 übernimmt er den ersten Funktionärsposten bei der Fortuna, wird Kassierer, 1981 dann erster Geschäftsführer und 1989 erster Vorsitzender. 2015 gibt er den Vorsitz in jüngere Hände, bleibt den Millingern aber als Beisitzer mit dem Schwerpunkt Schul- und Kindergarten-Projekte erhalten. „Heinz ist einfach Mister Fortuna. Er ist schon so lange dabei und lebt Ehrenamt wie kein anderer“, sagt Lukkezens Nachfolger Klaus Sesing und fügt an: „Für den gesamten Vorstand ist er auch heute noch immer ein wichtiger Ansprechpartner.“

Zu Hause nur die Blumen im Garten zu zählen, ist nicht Heinz Lukkezens Ding. Nahezu täglich ist der Rentner, der als Verwaltungsleiter in einer kirchlichen Einrichtung gearbeitet hat, auf der Sportanlage an der Bruchstraße oder in der Geschäftsstelle zu finden. Es gibt schließlich viel zu tun, denn Fortuna Millingen gehört die Zukunft. 43 Kinder, die in der St. Quirinus Grundschule das Einmaleins lernen, sind zurzeit in der vom Verein gemanagten „Verlässlichen Schule von 8 bis 1“ angemeldet. Weitere 23 nehmen das seit 2005 bestehende Angebot der Fortuna in der Offenen Ganztagsschule (OGS) wahr, gehen nach dem Unterricht und dem Mittagessen in die Hausaufgabenbetreuung oder dürfen sich mit Spielen austoben. Bei knapp 150 Schülern in Rees-Milingen liegt die Betreuungsquote durch Seiten des Vereins – eine ausgebildete Erzieherin und sechs Mütter, die regelmäßig Fortbildungen besuchen müssen – bei fast 50 Prozent.

Zudem ist die Fortuna der Kooperationspartner des Bewegungskindergartens St. Quirinus Millingen. „Das Finanzministerium NRW hat unserem Verein für die schulischen Aufgaben – neben der Förderung des Sports – auch die Förderung der Jugendhilfe anerkannt. Das ist bis heute einmalig“, sagt Hans-Jürgen Klug, der das Projekt vor 15 Jahren gemeinsam mit Heinz Lukkezen aus der Taufe hob.

Ehrungen durch Grindel und Frymuth

Seitdem mehren sich die Auszeichnungen für Fortuna Millingen. Der Fußballverband Niederrhein (FVN) zeichnete den Verein mit der Sepp-Herberger-Medaille aus, DFB-Vizepräsident Peter Frymuth ließ es sich nicht nehmen, die Plakette persönlich in Millingen zu überreichen. Auch die Volksbank Niederrhein würdigt das vorbildliche Engagement mit dem Preis „Sterne des Sports“.

Aufnahme in den Club 100 des DFB: Präsident Reinhard Grindel kommt nach Millingen.

Dazu kommen die persönlichen Auszeichnungen für Heinz Lukkezen. Während seiner nun schon fast fünf Jahrzehnte währenden ehrenamtlichen Tätigkeiten für Fortuna Millingen wird unter seiner Regie der Aschen- in einen Rasenplatz umgewandelt und das Vereinsheim inklusive einer schönen Dachterrasse modernisiert. Zudem gehört er von 1986 bis 2004 der Kreisjugend-Spruchkammer an und ist Gründungsmitglied des Trägervereins Jugendarbeit in Millingen, den es seit 2001 gibt. Auch als die ersten Flüchtlingskinder am Niederrhein auftauchen, finden sie in Millingen offene Türen vor und werden selbstverständlich in der OGS der St. Quirinus Grundschule gefördert.

Als der FVN ihn schließlich für den DFB-Ehrenamtspreis 2015 vorschlägt und er in den „Club 100“ des Deutschen Fußball-Bundes aufgenommen wird, ist Heinz Lukkezen sichtlich bewegt. Schließlich kommt DFB-Präsident Reinhard Grindel persönlich nach Millingen, um den rührigen Funktionär im Fortuna-Vereinsheim auszuzeichnen.

Und was kommt jetzt? Neben dem vielen Verwaltungskram, die insbesondere die Schulprojekte so mit sich bringen, und den unzähligen kleinen Arbeiten, die auf der Platzanlage so nebenbei zu erledigen sind, hat Heinz Lukkezen noch was Größeres vor. Er sitzt am Jubiläumsbuch über Fortuna Millingen. Am 5. April 1920 war der Verein gegründet worden. „Ich habe sogar die Gründungsurkunde im Original“, verspricht Heinz Lukkezen, tief in die Geschichte des Amateurfußballs einzutauchen.