Ein Spiel baut Brücken

Unter den Klängen der UEFA Champions League Hymne betreten sie den Rasen, ganz wie die Profis. Schon beim Einlaufen spürt man also, dass dieses Freundschaftsspiel kein ganz gewöhnliches ist, denn die zweite Mannschaft von Fortuna Millingen spielt nicht gegen einen anderen Club aus der Kreisliga C, sondern gegen den neu gegründeten FC Horizont Int., einer Auswahl der Bewohner des Reeser Asylbewerberheims.

Per Handschlag vom Vorstand werden die zahlreichen Gäste am Eingang der Sportanlage an der Bruchstraße begrüßt. Herzlich und gut gelaunt ist die Atmosphäre kurz vor dem Anpfiff. Nicht nur die Millinger sind gekommen, um ihre Mannschaft anzufeuern, auch rund 100 Reeser und Bewohner der Flüchtlingseinrichtung sind, dank der Bereitstellung eines Bus-transfers durch von Mulert, ge-kommen. Doch so sehr der sportli-che Aspekt, gerade bei den Spie-lern auf dem Feld zu merken ist, geht es um mehr als nur Sport. „Wir erhoffen uns eine bessere Willkommenskultur“, betont der Fortuna-Vorsitzende Heinz Lukkezen.

Der Kontakt ist über den Freizeitpädagogen Chris Terhart, der aus Millingen kommt und im Asylheim arbeitet, entstanden. Wie, wenn nicht mit einem geselligen Zusammentreffen, könnte man es sonst schaffen, Menschen zusammenzubringen, Ängste und Vorurteile abzubauen und den Flüchtlingen, die, wie Lukkezen in seiner Begrüßung sagte, „einen langen und beschwerlichen Weg in die Freiheit“ auf sich genommen haben, zu helfen, ihren Alltag zu vergessen und das „Lagerleben“ für einen Nachmittag hinter sich zu lassen.

Ehemalige Nationalspieler

Der Gedanke, einen Fußballclub zu gründen, lag da förmlich auf der Hand. Terhart war es, der merkte, „dass immer mehr alleinstehende Männer im fußballerischen Alter“ nach Rees kamen. Was lag da nä-her, als einen Fußballverein zu grünen und Freundschaftsspiele mit den benachbarten Vereinen anzustreben. „Fußball ist international“, betont Terhart, genauso wie auch das Team international und multikulturell ist. Es sind Spieler aus nahezu allen Bürgerkriegsländern wie Syrien, Libyen, Nordirak, Ghana und den Ländern des ehemaligen Jugoslawien vertreten. „Für sie ist es das Allergrößte“, bekräftigt Terhart.

Und sie sind konkurrenzfähig. Gegen eine Auswahl des SV Rees hat man schon gewonnen. „Nun möchten wir hier natürlich auch ein positives Ergebnis mitnehmen“, bekräftigt Terhart den sportlichen Ehrgeiz. Immerhin zählt das Team namhafte Spieler in seinen Reihen. Fußballer, die in ihrer Heimat in den höchsten Ligen gespielt haben. Mit Brain Andy Akli aus Ghana und Eli Don Bilali aus Albanien stehen zwei ehemalige Nationalspieler auf dem Platz, die sogar schon Einladungen zum Probetraining bei Arminia Bielefeld bekommen haben. „Wir wollen uns hier gut verkaufen“, lautet daher Terharts Devise. Am Ende reicht es nicht ganz. Millingen gewinnt 6:4.

Die gesponserten Bälle und gestifteten Fußballschuhe und Trikots nehmen die Spieler mit nach Rees und vielleicht auch ein paar gute Gefühle eines friedvollen und geselligen Fußballnachmittags. Wer weiß, vielleicht nutzt dann auch schon bald der eine oder andere Spieler das Angebot von Fortuna Millingen und kommt zum nächsten Training einfach vorbei. Auch weitere Aktionen schließt Lukkezen nicht aus. „Wir sind für alles offen“, betont er.