Artikel der Rheinischen Post vom 15. Mai 2020: Die geplanten Kunstrasenplätze in Rees und Millingen müssen aufs nächste Jahr verschoben werden. Grund für den unplanmäßigen Aufschub sind Altlasten im Boden und Probleme bei der Entwässerung.
Im Fußball gilt Nachtreten als ein besonders übles Foul. Und genau das warfen CDU und Bürgermeister Christoph Gerwers am Donnerstag Helmut Wesser vor. Der Sprecher der Grünen-Fraktion hatte in der Sitzung des Ausschusses für Jugend, Sprot und Soziales die Gunst der Stunde genutzt, um seine Kritik am Vorhaben, jedem Verein auf Reeser Stadtgebiet einen Kunstrasenplatz zu bauen, erneuert: „Die Kosten schießen völlig durch die Decke“, hatte Wesser angemerkt, nachdem die Stadtverwaltung mitgeteilt hatte, wie es um die beiden Vorhaben auf dem Gelände des SV Rees und dem von Fortuna Millingen bestellt ist.
Die Kurzversion ist die: Weil es bei beiden Projekten technische Schwierigkeiten gibt, können die Kunstrasenplätze nicht mehr wie geplant in diesem, sondern erst im nächsten Jahr gebaut werden. Dementsprechend verschieben sich auch die Planungen für Blau-Weiß Bienen und den TUS Haffen-Mehr um ein Jahr. Zudem wird alles deutlich teurer.
Die detailliertere Erklärung: In Millingen gab es erhebliche Probleme bei der Entwässerung. Sie waren sogar so groß, dass die Planungen für die Anlage am Bruchweg „am seidenen Faden hingen“, wie Bürgermeister Gerwers erläuterte. Eine technische Lösung wurde jedoch gefunden. Der Platz muss erhöht gebaut werden, damit das Wasser abfließen kann. Zudem wird ein Regenrückhaltebecken auf dem Trainingsgelände errichtet.
In Rees gab es eine ähnliche Problematik. Am Gelände an der Ebentalstraße stellte sich heraus, dass sich unter Platz 4, wo der Kunstrasen hätte verlegt werden sollen, Altlasten im Boden befanden. Bauschutt war hier vergraben worden, was eine Versickerung erheblich erschwert hätte. Alternativ wird nun geprüft, ob Kunstrasen auf Platz 1 der Anlage möglich ist. Dazu wurden im April an acht Punkten Untersuchungen zum Untergrund vorgenommen. Die Ergebnisse sollen Ende Mai vorliegen. Bestätigen sie, dass der Untergrund für Kunstrasen geeignet ist, wird eine entsprechende neue Planung eingeleitet.
Dass sich in Rees wie in Millingen der Bau beider Plätze um ein Jahr verzögert, hängt auch mit den Fördermodalitäten zusammen: Allein für den Platz in Millingen erwartet die Stadt eine Fördersumme des Landes in Höhe von 500.000 Euro, jedoch gibt es seit Anfang April einen Stopp für Anträge aus diesem Topf. Erst im kommenden Jahr sollen wieder Gelder fließen, die Stadt habe die Zusage, dann zu den ersten zu gehören, die davon profitieren sollen.
Auch für den Platz in Rees sollen Mittel des Landes fließen. Wie hoch sie sein werden, lasse sich derzeit noch nicht abschätzen, erklärte Kämmerer Andreas Mai.
Am Punkt Kosten entzündete sich dann ein Streit, der bereits vor über einem Jahr geführt wurde, als es um den Beschluss ging, für alle Kunstrasenplätze auf Reeser Stadtgebiet grünes Licht zu geben. Die Grünen hatten von Anfang an Zweifel an den Kosten. Jetzt umso mehr, da sie absehbar steigen. Im Falle von Millingen sogar um ein „Vielfaches“. „Wir hätten es gerne gesehen, wenn es mit dem ersten Platz in Haldern erst mal einen Probelauf gegeben hätte, um Erfahrungen zu sammeln“, sagte Helmut Wesser.
Johannes Erlebach (CDU) hielt dem entgegen, dass sich in Haldern zeige, dass der Kunstrasen von den Sportlern hervorragend angenommen werde. Den Grünen warf er „Nachkarten“ bei einer Entscheidung vor, die schon längst getroffen worden sei. Bürgermeister Christoph Gerwers räumte ein, dass sich die Kosten erheblich erhöhen werden, dies läge jedoch auch daran,. dass die Nachfrage nach Kunstrasenplätzen derzeit hoch sei, was die Kosten ebenfalls nach oben getrieben hätte. Angesichts der vielen Spiele, die in der Vergangenheit ausfallen mussten, weil die Plätze unbespielbar waren, seien Kunstrasenplätze für den Vereinssport in Rees die richtige Entscheidung.
Quelle: rp-online.de
Info: Kunstrasen für Fortunas Soccer-Court
Minispielfeld 2006 bekam Fortuna Millingen vom DFB ein Kleinspielfeld mit Kunstrasen gesponsert, das von Vereinsmitgliedern aller Altersklassen und der Dorfjugend gerne genutzt wurde.
Investiert Weil der Kunstrasen nun erneuert werden musste, investierte der Club einen Betrag im niedrigen fünfstelligen Bereich. Gut für die Umwelt: Der neue Belag wurde nicht mehr mit Gummigranulat, sondern mit Kork eingestreut. Genau das ist auch für die Plätze vorgesehen, die die Stadt Rees plant.