Von wegen Schnapsidee

Aus dem Nichts entstand bei Fortuna Millingen eine komplette Mädchenabteilung mit derzeit rund 45 Spielerinnen.

Skepsis ist wohl noch das falsche Wort für das, was Robert Teloh im August 2007 im Anschluss an den 41-Stunden-Fußballmarathon empfand. „Ich dachte, das ist eine Schnapsidee. Das geht drei Wochen gut und dann ist es wieder vorbei”, schmunzelt der Jugendleiter von Fortuna Millingen heute noch. Aber in seiner Position als Jugendleiter konnte er die sieben, acht Mädchen, die ihn da soeben an der Theke abgefangen und ihn gefragt hatten, ob sie die erste Millinger U17-Mädchenmannschaft gründen dürften, ja auch nicht abweisen. Also stellte Teloh zumindest zwei Bedingungen: „Findet genug Spielerinnen und Trainer“.

Gesagt, getan. Anderthalb Jahre sind seit der ungewöhnlichen Gründungsgeschichte mittlerweile vergangen – und die anfänglichen Zweifel des Jugendleiters sind verflogen. Denn aus der kleinen Gruppe ist die wohl am schnellsten wachsende Fußballabteilung in der Umgebung geworden. In der zusammen trainierenden U17 und U19 treten regelmäßig rund 25 Spielerinnen aus Millingen, Vehlingen und Grietherbusch gegen das runde Leder. Tendenz: steigend.

„Die nächste Flut” kommt

Und mittlerweile konnten auch bei den Jüngeren genug Mädchen für eine U15 begeistert werden. „The next generation” gewissermaßen – oder wie es Teloh ausdrückt: „Die nächste Flut”.

Das Erfolgsrezept ist recht simpel: „Die Stimmung im Team ist super”, schildert die 17-jährige Louisa Wiegand den Teamgeist und ergänzt: „Das Training gefällt eigentlich immer”.

Doch wie kam man überhaupt auf die Idee? „Das ganze haben wir uns überlegt, als wir der A-Jugend zugeguckt haben und dabei ein wenig den Ball hin- und hergespielt haben”, erklärt Kapitänin Vanessa Hüsken, die mit ihren 19 Jahren derzeit die älteste Spielerin im Verein ist. Die Trainer waren schnell gefunden: Bruder Marvin Hüsken, Christopher Becker und Carsten Hussmann, alle s elbst fußballerisch aktiv, erklärten sich bereit, dienstags und freitags die Einheiten zu leiten. „Am Anfang fragt man sich natürlich, was das wird”, erzählt Carsten Hussmann. Doch recht schnell entwickelte das ganze eine beispielhafte Eigendynamik: Über Mundpropaganda und mit einer Infoveranstaltung nach etwa einem Jahr kamen immer mehr Mädchen zusammen, die meisten aus der Schule und dem Bekanntenkreis.

Damenteam soll folgen

Mittlerweile hat man genauso viele Teams wie der SV Haldern gemeldet. Nur die Damenmannschaft, die fehlt noch. „Altersbedingt überlegen wir, eine zur kommenden Saison auf die Beine zu stellen”, sieht Robert Teloh dort bereits Handlungsbedarf. Schließlich haben auch schon einige „externe” Frauen angefragt.

Sportlich gesehen braucht sich die Konkurrenz vor den Rot-Weißen noch nicht zu fürchten, doch die Fortschritte sind unverkennbar. „Zu Beginn haben wir öfter mal zehn, zwölf Stück bekommen”, erzählt Teloh zurückblickend. Bei den Stadtmeisterschaften schafften es die U19-Mädchen Ende letzten Jahres schon bis ins Neunmeterschießen, bei dem man gegen den einzigen Konkurrenten aus Haldern allerdings knapp unterlag.

„Wir sind immer mindestens 14 Leute beim Training, alle sind mit viel Spaß dabei”, berichtet Louisa Wiegand. Aller anfänglichen Skepsis zum Trotz.

Quelle: NRZ online